SAFETY LAST

USA'1923, 6 Akte, Dt. Titel: "Ausgerechnet Wolkenkratzer", Regie: Fred Newmeyer und Sam Taylor, Buch: Hal Roach und Sam Taylor, Kamera: Walter Lunding, Darsteller: Harold Lloyd, Mildred Davis, Bill Strothers, Noah Young, Westcott B. Clarke, Mickey Daniels.


Die Hochhauskletterei wird von einigen Filmkritikern als ein sinnfälliges Symbol für den gesellschaftlichen Aufstieg, den der Held erreichen will, interpretiert.

"Safety Last" war der einzige neben "The Freshman" Harold Lloyd-Stummfilm par excellence, der eine gewisse Bekanntheitsgrad erlangte und den viele für sein bester halten. In keinem anderen hat er es vermocht, dem strebsamen jungen Mann mit der Brille ein schärferes Profil zu geben und kein Film ist besser geeignet, der vorherrschenden Vorstellung von den Qualitäten dieses amerikanischen Komikers, der nur sich selbst spielen wollte, Ausdruck zu geben.

Harold (ein Junge ohne Name) ist die kleine Welt, aus der er stammt, zu eng geworden, er möchte in der Stadt Karriere machen und findet einen Job als Gehilfe in einem Kaufhaus. Der Weg nach oben führt über viele Hindernisse, wie er rasch jedoch feststellt. Ein Versteckspiel veranlasst ihn einen Vorschlag zu machen, der dem Kaufhaus viel Reklame und ihm eine Beförderung einbringen soll. Er will einen berufsmäßigen Fassadenkletterer dazu bringen, an der Außenwand des Kaufhauses emporzuklimmen. Der Vorschlag hat den gewünschten Erfolg; noch bevor der Kletterer in Aktion treten kann, hat er sich jedoch den Zorn eines Polizisten zugezogen und wird von diesem verfolgt und Harold muss nun wohl selbst das ganze Hochhaus allein erklimmen um seine Glaubwürdigkeit zu wahren. Für einen ungeübten Mann wie ihn gibt es natürlich alle erdenklichen Schwierigkeiten, wie z.B. eine panisch losschreiende Frau, ein paar respektlose Tauben und sogar eine Maus. Zum Schluss ist seine letzte Rettung nur noch der Zeiger einer Uhr... In dieser letzten, bekanntesten Szene allen Lloyd-Filmen überhaupt, renkte sich der Schauspieler die Schulter aus und verletzte sich.

 
"Safety Last" ist der vierte Film, in dem sich Lloyd unter haarsträubenden Widrigkeiten darum bemüht, ein Gebäude zu besteigen.

Die Vollkommenheit dieses Stummfilms rührt daher, dass die Handlung von Anbeginn an auf dieses Ende, die abschließende Klettersequenz, die in ihrem Realismus und der Fülle kleiner Gags unübertroffen spektakulär ist, zusteuert. Da ist kein Zufall notwendig um Harold auf die Hochhausfassade zu bringen - er hat sich alle seine Probleme selbst geschaffen - und die Art und Weise, in der er sein Ziel erreicht, imponiert auf der ganzen Welt. Darüber hinaus ist es auf dieser Stelle zu berichten, dass fast die Hälfte von ca. 180 Kurzfilmern, die Harold Lloyd (1893-1971) seit 1913 gedreht hat, nach menschlichem Ermessen als verloren gelten.


Filmposter und Videocover.

Autor: Wolfram Tichy