SHUB NIGGURATH

Gegründet 1977 in Frankreich. Existiert bis heute.    Sound Incipit Tragaedia '86     

Düster, düster, düster. Genau das ist diese Gruppe. Und so kompromisslos. Die Spannung knistert geradezu aus den Lautsprechern (natürlich nur im übertragenden Sinne...). Die Franzosen mit dem monströsen Namen (siehe H.P. Lovecraft - das bösartige Schlussmonster von "Quake" borgt seinen Namen auch bei ihm) kredenzen einen intensiven, komplexen, dunklen, experimentellen, mysteriösen, schrägen Cocktail aus kraftvollem Bass, schreiender Gitarre, schrägem Piano, opernhaftem Frauengesang und hymnischen Posaunenklängen.


SHUB NIGGURATH Live um 1987: Veronique Verdier, Jean-Luc Herve, Franck Fromy.

Sparsam, aber sehr sehr sehr dicht instrumentiert drängt sich der Vergleich mit der Superlegende magma auf: kraftvoller Bass, repetitive Rhythmen, düstere, chromatische Melodik; in der Tat klingt der sechzehnminütige Opener "Incipit Tragaedia" aus dem Debütalbum "Les Morts Vonte Vite" von 1986, wie der böse "schwarzes Schaf"-Bruder von "Köhntarkösz". Aber SHUB NIGGURATH sind düsterer und schräger (!), aber mindestens ebenso expressiv und intensiv. Einflüsse der "Zeuhl"-Gemeinde lassen sich ebenso ausmachen wie die der zeitgenössischen Klassik in der schrägen, auf herkömmliche Harmonien kaum Rücksicht nehmenden Melodik und Harmonik.

SHUB NIGGURATH lassen der Musik viel Raum und abgedrehte Improvisationen kommen nicht zu kurz. Sparsame Instrumentierung (Bass, Gitarre, Schlagzeug, Klavier, Posaunen, Gesang / Stimme), dissonante, teils opernhafte Vocals von Ann Stewart, böse schleppende Rhythmen ("Incipit Tragaedia", "Yog Sothoth") ebenso wie stampfend-kraftvolle ("Cabine 67", "La Ballade De Lenore"), schräge, atonale Soli ebenso wie durchkomponierte Posaunen-Stimmen, plingendes Piano, grummelnder Bass, hypnotisches Schlagzeug.


Jean-Luc Herve, Veronique Verdier und Franck Fromy und des Cover der Debüt-Kassette "Shub Niggurath" 85 MC.

"La Ballade De Leonore" überrascht mit düsterer Kirchenorgel, Gesang und Posaune, beginnt dann aber urplötzlich loszuholpern mit energetischem Schlagzeug und Bass-Geriffe/-Solieren, darunter quietschende Sounds von Gitarre und Bläsern. Die kreischende, gewaltsame, rückkoppelnde, kratzende Gitarre in "Yog Sothoth" könnte ganze Höllenkreise bevölkern, LOVECRAFTs Monsterkreatur "Yog Sothoth" könnte nicht bedrohlicher klingen.

Keine Frage: unvorbereiteten Hörern wird einiges abverlangt. Aber wenn man einmal in der Musik und der so eindringlich heraufbeschworenen Stimmung drin ist, ist das ganze nur genial.

Autor: Udo Gerhards, München: www.babyblaue-seiten.de