In einem Plattenvertrag sahen sie den Ausweg aus der Misere. So unterschrieben sie ihn im Mai 1973 bei Virgin-Boss Richard BRANSON. Im Mai und Juni wurde die erste LP "Legend" produziert.


Session "Legend" '73. Von links: Leigh, Hodgkinson, Frith, Cutler, Greaves.

Auf ihr finden sich Teile des Balletts für das Edinburgh Festival sowie ihre "Klassiker" Teenbeat, Nirvana For Mice, etc. Wo gerade noch bizarre Arrangements die Musiker an das Notenblatt festnagelten, herrscht kurz darauf die Freiheit totaler Improvisation. Edgar VARESE, SOFT MACHINE und Sun Ra werden von CUTLER als Einflüsse angegeben. Aber es sind noch tausend andere Facetten zeitgenössischer Musik, die hier aufs lustvollste zusammengefasst werden.

Ebenfalls 1973 hatten HENRY COW außerdem eine Seite auf "Greasy Truckers Live At Dingwall's Dance Hall" eingespielt, einer Doppel-LP, deren andere Seiten Mitschnitte von CAMEL, GLOBAL VILLAGE TRUCKING Co. und GONG enthalten. Es ist eine Manor-Studio-Aufnahme, die sehr freie, improvisierte Musik enthält. 

Virgin hatte die Gruppe mittlerweile unter die Fittiche genommen. Sie tourten mit FAUST und schrieben die Musik für eine Bearbeitung von "The Tempest"  von SHAKESPEARE. Später organisierten sie eine eigene Tournee durch die Niederlande. Während dieser Tournee verließ Geoff LEIGH die HENRY COW, zwei Monate vor der Einspielung der zweiten LP.


Frith, Cutler und Sarah Greaves.         Gemeinsam in Frankreich auf Tour.

"Unrest" wurde 1974 veröffentlicht. Verstärkt wurde die Gruppe bei der Arbeit von Lindsay COOPER. Lindsay, die Oboe, Fagott und Flöte spielte, hatte eine klassische Ausbildung (Royal Academy) und bei The National Youth Orchestra bzw. Comus und Ritual Theatre gearbeitet. Inhaltlich entsprach "Unrest" genau dem Titel. Die Platte ist schwieriger als "Legend", weil die Musik noch freier, noch radikaler ist - in der Tat rastlos.

Sie experimentierten mit den Möglichkeiten der Studiotechnik, veränderten Bandgeschwindigkeiten und nutzten die Technik als Element ihrer Kompositionen. Und sie verfügten mittlerweile über eine erstaunliche Variabilität der Instrumentierung: Außer den "klassischen" Instrumenten einer Rockband wie Gitarre, Bass, Drums und Keyboards, setzten sie Violine, Xylophon, Saxophon,  Klarinette, Fagott und Oboe ein.

Nach der Studio-Arbeit gingen sie wieder auf Tournee; diesmal mit CPTN. BEEFHEART, den Virgin-Label 1974 eingekauft hatte. Es hatte langer, erbitterter Verhandlungen bedurft, bis die Gruppe von ihrer Firma 100 Pfund pro Auftritt erhielt. So begann man wieder mit der Selbstorganisation von Konzerten. Sie tourten u. a. wieder durch die Niederlande; jetzt allerdings als Quartett, da Lindsay, die kein festes Band-Mitglied war, in London blieb. Diese Phase ihrer Entwicklung ist in Ausschnitten auf "Concerts" dokumentiert.


"Desperate Straights" CD-Neuauflage und Konzertanzeigen von Melody Maker Tour 1973 und 74.