MATCHING MOLE

Gegründet in 1971 Canterbury England. Aufgelöst im Juni 1973.     Sound Smoke Signal '72    

Im Oktober 1971 formierte Schlagzeuger und Vokalist Robert Wyatt eine Gruppe aus Mitgliedern diverser Canterbury Bands (Dave SINCLAIR kam von CARAVAN, Bill MacCORMICK von QUIET SUN und Phil MILLER von DELIVERY), die er im Anklang an SOFT MACHINE, wo er gerade ausgestiegen war, MATCHING MOLE nannte (und auf dem Cover sind auch 2 Maulwürfe zu sehen).


Von links: Robert Wyatt, Dave McRae, Bill MacCormick, Phil Miller.

Die Musik auf dieser Platte hat aber eigentlich kaum etwas mit SOFT MACHINE gemeinsam. Die einzelnen Nummern fließen ineinander, aber man bemerkt nicht, wann ein Stück beginnt oder aufhört. Es gibt viel E-Piano, jazzige Frickel-Soli von allen Bandmitgliedern über Bass- oder Piano-Figuren, viele Stellen mit konversationsmäßig gesprochenen oder deklamierten Vokals, dronenartige Soundspielereien und kaum Teile mit Wiedererkennungswert.

WYATTs Musik zu dieser Zeit, begonnen mit seiner ersten Solo-LP "The End of an Ear", war eine Art Free-Jazz-Rock, ausgedehnte, recht komplexe Jams, in denen die Solisten ihr Können zeigten und Leader seine dadaistischen Klang/Stimmimprovisationen einflocht. Wer also Jazz und Freejazz schätzt, sollte mit MATCHING MOLE weniger Probleme haben (im Gegenteil!). Alles in allem ist die erste Platte vielleicht etwas zugänglicher als "Little Red Record". Dies gilt insbesondere für den ersten Titel "Caroline", ein wunderschönes Liebeslied al la "Moon In June" an WYATTs damalige Flamme Caroline COON gerichtet, auf dem er sich selbst auf dem Mellotron begleitet. Einer der schönsten "simplen Pop-Songs" die er je geschrieben hat, nur "Memories" gefällt mir wohl noch besser. Dann beginnt die lange Jamsession, die eigentlich den Rest der Platte einnimmt, immer wieder bereichert durch WYATTs bizarre Vokals.

Ich finde "Matching Mole" richtig klasse, je öfter man die Scheibe hört, ums so mehr kann man auf dieser Platte entdecken. Das ist vielleicht eher Gehirn-Musik, aber das kann ja ab und zu nicht schaden! Die LP erschien bei CBS, und es gab mehrere CD-Reissues von Sony.

An der Entstehung des zweiten Albums "Little Red Record" wirkten zusätzlich einige prominente Namen mit: Robert FRIPP als Produzent und Brian ENO als VCS3-Synthie-Leihgeber.


Von links: Bill MacCormick, Robert Wyatt, David Sinclair, Phil Miller, David Mcrae.

Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass ich aus dieser Platte nicht so recht schlau werde, und das nicht wegen der kruden kommunistischen Untertöne. Nach dem seltsamen Opener "Starting In The Middle Of The Day We Can Drink Our Politics Away", in dem "Der Mütter Chorus" den Titel des Stückes über Klavierbegleitung choral darbietet, mäandern die Stücke irgendwie ohne Struktur und Ziel vor sich hin.

Hightlights sind WYATTs gewohnt virtuoses, pulsierendes und musikalisches Schlagzeugspiel, der etwas an "Soft Machine: Vol.1" erinnernde, wenigstens andeutungsweise songartige Teil in "Gloria Gloom" mit typischen schrägen Vokals in WYATTs einzigartiger krähend-rauer Stimme und noch der endlich etwas konzisere "God Song" mit ebensolchen Vokals und Bass-Akkustische Git.-Begleitung.

Autoren: Achim Breiling, Udo Gerhards, www.rzuser.uni-heidelberg.de