Das Titelstück des zweiten ART ZOYD Albums "Musique pour l'Odyssee" ist neben den typischen freejazzigen Passagen immer wieder von hektischen Rhythmen, die in ihrer Machart stark an MAGMA erinnern, durchzogen. Den Rhythmus liefern dabei keine Schlaginstrumente, sondern die kräftigen Streichersätze. Auch der in diesen Teilen vorhandene Gesang ist eindeutig von MAGMA's Ork - Gesängen inspiriert.


ART ZOYD; Soares, Zaboitzeff, Dallio und Hourbette. Boklet "Symphonie Pour Le Jour" signiert für mich von Gerard Hourbette.

Das folgende "Bruit, Silence - Bruite, Repos" ist wesentlich getragener. Von dem flotteren Mittelteil abgesehen, in dem sich Streicher und Bläser ein wildes Duell liefern, von knackigem Bass begleitet, kann man es über weite Strecken schon fast als lyrisch bezeichnen - jedenfalls im Vergleich zu den wilden Eskapaden des vorherigen Stücks.

"Lettre d'Automne" ist als Streichertrio mit Violine, Viola und Cello instrumentiert. Auch dieses Stück ist überwiegend von zurückhaltendem Tempo. Besonders faszinierend ist die Anfangssequenz, in der die Violine ein sich ständig wiederholendes Muster bildet, zu dem die Viola langsame, schwebende Klänge liefert.

Insgesamt ist dieses Album nicht ganz so düster wie sein Vorgänger, aber an musikalischer Qualität steht es ihm in nichts nach.

"Generation Sans Futur"

Im Zentrum des dritten Albums steht das lange "La Ville", ein Werk in bester düsterer ART ZOYD Tradition. Dunkle, bedrohliche Sequenzen stehen im Kontrast zu wilden Free Jazz Eskapaden, die durch bizarre Stimmeinsätze nicht weniger bedrohlich wirken. Herausragend ist wieder J.-P. SOAREZ' burleskes Trompetenspiel. Nach dem ausgelassenen, aber dennoch schrägen "Speedy Gonzalez" nimmt das folgende Titelstück wieder die dunkle Stimmung von "La Ville" auf, wobei auch hier wieder freejazzige Ausbrüche mit elegischen Streichern wechseln.

"Divertsissement" ist ein überwiegend schwermütiges Streicherstück, "Trois Miniatures" kommt leicht und fast schon heiter-beschwingt daher - zumindest bis die Violine anfängt, in den merkwürdigsten Tönen zu quietschen und sich dabei fast überschlägt.


   Gerard Hourbette                                          Thierry Zaboitzeff.

"Generation Sans Futur" ist mit den beiden vorherigen ART ZOYD Alben auf einer Doppel CD erschienen, die außerdem noch vier sehr interessante Bonustitel enthält. Diese entstanden in den Jahren 1969 bis 1985 und zeigen auf eindrucksvolle Weise die musikalische Entwicklung dieser Gruppe. Vor allem das 1969 entstandene "Sangria" ist eine Überraschung; es ist nämlich im Grunde genommen ein simpler Rocksong, instrumentiert mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon. Gerade letzteres verleiht dem Song eine besondere Note und liefert die einzige Komponente der Musik, die an die späteren ART ZOYD erinnert. Auch ein Blick auf die beteiligten Musiker überrascht, denn von den hier Beteiligten war auf dem 7 Jahre später erschienenen Debütalbum schon kein einziger mehr dabei.

Das chronologisch nächste Stück ist "Golf Drouot", eine Live Aufnahme von 1972 in ziemlich bescheidener Klangqualität. Die Instrumentation ist hier Gitarre, Bass, Violine und Schlagzeug, und es sind bereits die späteren Hauptkomponisten der Gruppe, Th. ZABOITZEFF und G. HOURBETTE, dabei. Auch dieses Stück wurzelt noch in der Rockmusik, aber von seiner Struktur ist es bereits komplexer als das 1969er Werk.

"Manege" ist eine Live Aufnahme von 1976, also aus dem gleichen Jahr wie ART ZOYD's Debütalbum "Symphonie Pour Le Jour..". Erwartungsgemäß ist das Stück in ähnlichem Stil gehalten, mit Elementen von Free Jazz und moderner Kammermusik, allerdings ohne die düstere Atmosphäre von "Symphonie...". Im Gegenteil wirkt "Manege" streckenweise richtig fröhlich und ausgelassen, vor allem in der Schlusssequenz, die wie ein wilder Volkstanz klingt. Nett ist auch ein leicht schräges walzer-ähnliches Thema im Mittelteil des Stücks. Instrumentiert ist "Manege" mit zwei Violinen, Trompete und Bass.

Die jüngste Aufnahme ist das 1985 entstandene "Ba Benzele", von Th. ZABOITZEFF solo und hauptsächlich mit Keyboards eingespielt. Damit deutet es den späteren, stärker elektronisch geprägten ART ZOYD Stil an.


"Musique Pour l'Odyssee" zweite Auflage, Lp'79, "Generation Sans Futur" Lp'80, "Symphonie Pour Le Jour" Remix-Lp'80" und "Phase IV" Lp'82.