ZOÏKHEM
Gegründet 1995. Realisierte nur zwei
Platten.
Vox Clamantis 1 '95
Franck
SMITH, Schlagzeuger, Pianist und Komponist, gründete 1995 das französische
Avantgarde-Ensemble ZOÏKHEM. Er wurde am 09.01.1973 in
Aix-en-Provence/Frankreich geboren und lernte Schlagzeugspielen noch in der
Regionalschule. Später brachte sich seine zurückhaltende Spieltechnik selbst
bei.
Zoïkhem
im Studio. Von links: Hélios, Franck Smith und Pascal Terrien.
Der Name
ZOÏKHEM setzt sich aus zwei Wörter zusammen: "ZOÏ" (in der von SMITH
erdachten Kunstsprache ungefähr "Echo, Klang, Sprache, Ruf, Lied") und "KHEM"
(altägyptisch, soviel wie "schwarzes Land"). Er selbst übersetzt diesen Nahmen
als "die Klänge aus dem schwarzen Land" oder "die Rufe der Finsternis". In
seinen Texten benutzt er eine Mischung aus Latein und seiner eigenen Sprache und
ist der Auffassung, dass die Musik an sich mehr Bedeutung als die Sprache oder
der Inhalt der Texte besitzt.
ZOÏKHEM trat als
Trio in Erscheinung. Die Vokalparts sang der junge Bariton Pascal TERRIEN,
während Spieler mit dem Pseudonym HELIOS die Klarinette übernahm. Darüber hinaus
wird in den CD-Beilagen das Piano Sony d-151 als eigenständiges viertes
Gruppenmitglied aufgeführt. Damit sollte dem Umstand Rechnung getragen werden,
dass SMITH bei den ZOÏKHEM-Produktionen zuerst im Alleingang
das Piano aufnahm und diese erste Spur als Basis für die Aufnahmen und
Abmischung der weiteren Instrumente nutzte. Alle Kompositionen von
ZOÏKHEM entstanden auf diese Weise; sogar das Schlagzeug
wurde von SMITH mit der ihm eigenen plastischen Spieltechnik nachträglich
eingespielt.
Die Gruppe realisierte nur
zwei CD-Alben, die beide von 1997 stammen: "Requiem" (Tribal Prod. TPZK.VII) und
"Vox clamantis indeserto" (Tribal Prod. TPZK.IX). Sie enthalten interessante
neue elektroakustische Musik und sind im Bereich Avantgarde-Musik anzusiedeln.
Die Produktionen erinnern in mancher Hinsicht an MAGMA
(besonders an deren "1001º Centigrades"-Periode der früheren 70er), insbesondere
die Verwendung der oben erwähnten Kunstsprache und die Stimminterpretation. Es
handelt sich dabei jedoch um eigenständige, originäre Musik weitab vom aktuellen
Musikmainstream.
ZOÏKHEMs Musik
ist mystisch, düster, und trotz ihrer reduzierten Form monumental. Ihre
spezifische Strenge lässt sie gleichzeitig trocken und roh erscheinen. Es gibt
auch expressive Momente (z.B. in dem 38-minutigen Stück "Vox clamantis in
deserto“) mit einer Portion der fast "intellektuellen Brutalität" in Form einer
geheimnisvollen, magischen Klangflut. Die kalkulierte Nüchternheit,
disziplinierte Strenge und dramatischen Arrangements schließen jedoch auch leise
fließende Gefühle und kreative Spontaneität nicht aus.
Leider löste SMITH nach der
Realisation der beiden Alben die Gruppe auf, um sich verstärkt seinen eigenen
Solo-Projekte zu widmen. Bisher sind zwei Solo-CDs erschienen: "IX.Que
CeBébé Se Taise Crierons-nous Dans Nos Tombes” (1998) und "Iciéø si 340
m/s<rien” (1999). Diese Produktionen nähern sich in größerem Maßstab als
ZOÏKHEM der Rock-Avantgarde an.
Zoïkhem
während der Aufnahmen zu
"Requiem".
Vor ZOÏKHEM
schrieb SMITH im Jahr 1993 die beiden Stücke "Rituel" für Streichquartett und
"Les Quatre Éléments” für Schlagzeug; dieses Material führte er live mit der
Gruppe ALCHIMIE BORÉALE auf. Im darauf folgenden Jahr schloss er sich der Gruppe
2746 APRÉS ROME an. Sein Mitwirken auf deren Scheibe "Messe" rückte alle
Kompositionen in die Nähe mittelalterlicher Musik.
Autor: H.Palczewski, in der Zeitschrift "Informator ARS
2", Nr.25 vom Juni 1999
und R. Kozub. Übersetzung R.K und Steven Kürten. |