UNIVERS ZÉRO
Gegründet 1970 in Brüssel, Belgien als ARKHAM. Existiert bis heute.
Combat,
live München '82
Jack
The Ripper '79
Vous
le saurez en temps voulu '79
Fünf Musiker, alle schwarz angezogen. Zuerst
Ruhe ... und dann, kaum wahrnehmbar, schiebt sich der Klang einer Violine
in den Raum - und ihre Klänge sind trocken und eintönig. Ein Fagott kommt
hinzu, warm im Klang, und beginnt seinen verrückten Tanz, während ein
Harmonium spielt: unwirklich, entmenschlicht, als ob eine fremde Kraft, die
unsichtbar ist, ihm seinen Atem leihen würde ... Zimbeln seufzen: Das ist
die Einführung von "La Ronde", ein langes Stück, das
inspiriert ist durch die Repression des Mittelalters.
UNIVERS ZÉRO '
Juli 1977.
Emmanuel
Nicaise, Michel
Berckmans, Patrick
Hanappier,
Marcel Dufrane,
Daniel Denis,
Christian Genet,
Roger Trigaux.
Die Hälse und die Nerven
krümmen sich. Wie ein Gewitter, das nicht losbrechen will, entführt uns
"La Ronde", spielt mit uns und zwingt uns in ihren Bann. Und plötzlich
bricht es los, fröhlich, fast leichtfüßig, vielleicht sogar beruhigend...
Diese Musik ist von einer unerhörten Schönheit, anziehend und sehr gut
ausgearbeitet - die Violine und das Fagott vereinigen sich oder vielmehr
kreuzen sich. Genau wie Chris CUTLER berührt Daniel DENIS seine Instrumente nur
einmal auf fünfmal, und zwischen dem Menschen und dem Instrument gibt es
keine Schlacht, denn das Instrument ist schon lange gezähmt. Die Sequenzen
folgen sich, in einer absolut ungewöhnlichen Weise verkettet...
Manchmal
verharrt die Musik für den Zeitraum einer Sekunde, danach tauchen die
Instrumente mit neuer Kraft wieder auf. Das Fagott fegt los, spiralenbildend,
wie ein Derwisch beim Tanz; die Violine macht Grimassen, während der Bass zu
brummen beginnt. Und bevor man überhaupt sich recht klar darüber geworden ist,
was da passiert, ist "La Ronde" zu einem langen Gesang von unendlicher
Traurigkeit geworden; der Violinenbogen streicht langsam über die Seiten, die
Finger zupfen die Seiten; das eintönige Harmonium ist wieder da und wiederholt
immer dieselben Akkorde, bis dass die Melodie zu fließen beginnt zwischen den
Fingern derjenigen, die ihr Leben verliehen haben...
UNIVERS ZÉRO existiert
nunmehr fünfundzwanzig Jahre unter diesem Namen. Seit dem Tag nämlich da
einige Musiker, die zuvor eine stark von der Canterbury-Schule inspirierte Musik
gespielt hatten, entschieden, etwas persönlicheres zu kreieren. Dieser
Wechsel war auch dem Umstand zu verdanken, dass neue Musiker kamen, deren
Hintergrund die zeitgenössische, klassische Musik war. Künstlern zu finden, die
so etwas spielen wollten, war keine einfache Sache, vor allem in Belgien, wo
die Apathie der Musikszene, die mehr auf die angelsächsischen Länder fixiert
war, mit Leichtigkeit viele von ihnen entmutigen hätte können.
ARKHAM '1970; die Ur-Zelle von Univers Zero:
von links Patrick COGNEAUX, Jean-Luc MANDERLIER und Daniel DENIS.
Doch die Gruppe
konnte sich dank ihres Durchhaltevermögens verwirklichen - und nach einer
ziemlich großen Anzahl unfruchtbarer Versuche besteht UNIVERS ZÉRO aus: Andy KIRK (Tasteninstrumente), Patrick HANAPPIER (Violine, Bratsche), Michel
BERCKMANS (Fagott, Oboe), Daniel DENIS (Schlaginstrumente), Guy SEGERS (Bass)
und Eric FAES (klanglicher Hintergrund). In Belgien zu bleiben hätte für die
Gruppe in einem gewissen Sinne Selbstmord bedeutet, weil es fast keine Möglichkeiten
gab, Konzerte zu geben. Als die Gruppe fand, ihre Musik sei genug ausgereift,
entschied sie, öffentlich aufzutreten wo sie nur konnte.
Wenn man die Mitglieder der
Gruppe fragt, welches ihre musikalischen Einflüsse seien, kommen sie nicht
umhin zu sagen: "Docteur Petiot, Landru, Soeur Godfrieda, Jack l'Evontreur...".
Das ist sicher, eine Portion schwarzer Humor; der Humor der Leute, die schon
lange verstanden haben, dass sie nur für eine kurze Zeit existieren, dass sie
der Erde verhaftet sind ohne tatsächliche Wichtigkeit, dass es nicht ihre Sache
ist, zu entscheiden, was wichtig und was nicht wichtig ist, was gut und was
schlecht ist. Es ist nichts wirklich wichtig, und da alles auf die gleiche Weise
zu Ende geht, haben sie nichts zu verlieren. Denn die Leute von UNIVERS ZÉRO
leben jeden Augenblick im Angesicht des Todes. Da sie sich als Krieger im Sinne
von Castaneda verstehen, sind sie frei zu handeln, wie wenn ihnen das wirklich
wichtig wäre, und können so die Besessenheit des Todes -verschwinden lassen.
Deshalb ist es kein Zufall, dass sie schwarz angezogen sind und ihre
Kompositionen Titel haben wie "Docteur Petiot", "Malaise",
"Complainte" oder "La Faux". Es ist auch kein Zufall, dass
ihre Musik genau so stark und schön ist ....
Von links: Segers, Berckmans, Hanappier,
Denis und Trigaux.
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