"VOX CLAMANTIS IN DESERTO" - 1997

 Sound Vox Clamantis 2 '95

ZOÏKHEM ist hauptsächlich der Franzose Frank SMITH, der mit Schlagzeug und Piano gut die Hälfte der auf dieser CD zu hörenden Töne erzeugt und zudem dieselben auch komponiert hat. Unterstützt wird er von Pascal TERRIEN (Tenor) und einem gewissen "HELIOS" (Klarinette).


CD-Cover: „Vox clamantis in deserto” '97.

ZOÏKHEM, das steht laut SMITH für "Schwingungen aus dem schwarzen Land" oder den "Ruf der Schattenländer" und setzt sich aus Zoï (Klang) und Khem (das schwarze Land) zusammen. So düster und pessimistisch wie diese Definitionen vermuten lassen würden, ist die Musik SMITH's aber eigentlich gar nicht. Eine Art kargen und bizarren Zheul gibt es auf "Vox clamantis in deserto" zu hören.

TERRIEN singt in einer an Kobaïsch erinnernden Kunstsprache (ebenfalls eine Kreation von SMITH). Kostprobe: "Roï distoïz reïkt, wünda, düs lib dé sü raïka, asi koto, diroï, alüs, di neïa-rüsirakt." lautet z.B. die erste Strophe von "Mouvement I". Der Vergleich zu MAGMA drängt sich auf und trifft. Die Musik erinnert insbesondere an "Wurdah Ïtah" (1974), eine Scheibe, die auch VANDER mit einer kleinen Besetzung eingespielt hat.

Allerdings ist die Musik von ZOÏKHEM eigenständig genug um alleine zu bestehen. Es ist erstaunlich wie gut SMITH die Quintessenz des musikalischen Erbes von MAGMA mit einer so bescheidenen Instrumentierung bewahrt hat, aber zudem mit einer eigenen, zeitgenössisch-modernen, irgendwie strengen und reduzierten Note versehen hat.

Klavier und Schlagzeug bereiten das rhythmisch-klangliche Grundmuster, zu dem Stimme und Klarinette die Melodielinien beifügen. Die Klavierparts dieser Aufnahme wurden schon einige Monate vor den endgültigen Aufnahmen von "Vox clamantis in deserto" von SMITH separat eingespielt. Diese Aufnahmen bildeten dann die Grundlage, zu der die restlichen Tonspuren von Schlagzeug, Klarinette und Stimme ergänzt wurden.

Das Ergebnis ist eine eigenartige, kalte Flut aus komplex-bizarren Klängen, die mal leise dahin gleitet, mal aber auch aufschäumt und wild und verstört aus den Boxen strömt. Wenn das Schlagzeug nicht wäre, könnten das auch irgendwelche schrägen Lieder für Tenor, Klavier und Klarinette eines zeitgenössischen Komponisten sein. Oder, im Grunde ist ja genau das: Eine Art "Liederzyklus" für Tenor, Klavier, Schlagzeug und Klarinette eines zeitgenössischen Komponisten! "Epithaphe" ist dann noch eine kurze Klavier-Improvisation, die Franz List gewidmet ist.

Eine beeindruckende Scheibe, die jedem Zheul-Aficionado zusagen dürfte, der auch ein offenes Ohr für die zeitgenössische Kunstmusik und Avantgarde hat. Seltsam aber gut!

Autor: Achim Breiling