"HERESIE" '1979

Sound Jack The Ripper '79       Sound Vous le saurez en temps voulu '79

UNIVERS ZÉRO stehen in der Welt des Prog ziemlich unvergleichlich da. Zunächst ist festzuhalten, dass UNIVERS ZÉRO eigentlich keine Rockband im typischen Sinne sind; es handelt sich eher um ein kammermusikalisches Ensemble (Fagott, Violine, Viola, Cello, Harmonium, Spinett), dass um Gitarre, Bass und Schlagzeug erweitert ist. Gegründet wurde die Formation von Schlagzeuger Daniel DENIS um 1974, der auch für die meisten Kompositionen zuständig ist...


"Heresie" Coverversion der LP- und CD-Auflage (mit Signaturen von TRIGAUX, DENIS, BERCKMANS und SEGERS). UK-Music-Mag "Impetus" Nr.9 von 1978.

Jemand hat "Heresie" von 1979 einmal als "possibly the darkest records ever" bezeichnet. Daran möchte ich Zweifel anmelden und auf Platte von SHUB NIGGURAT "Les Morts Vonte Vite" verweisen; dennoch: "Heresie" ist sicher keine Platte, die ich während einer depressiven Phase empfehlen würde. Die Stimmung ist durchweg düster, schräg und bedrohlich. 

UNIVERS ZÉRO bleiben dem Kammerprog-Sound treu: Oboe, Fagott, Violine, Viola, akustischer Bass, Piano, Schlagzeug und viel Harmonium steht als einziges elektrisches Instrument ganz ganz wenig cleane E-Gitarre zur Seite. Tatsächlich bewegt man sich in Pfaden, die mehr der zeitgenössischen Klassik anzugehören scheinen denn der Rockmusik; die Hauptverbindung mit dem populärmusikalischen Bereich bietet daher die teilweise ausgeprägte Rhythmik und der Einsatz eines Schlagzeugsets, das aber sehr klassisch, d.h. nicht als Rhythmusmaschine, sondern als eigenständiger Teil des Arrangements eingesetzt wird.


Guy Segers                                     Daniel Denis                                 Roger Trigaux.

Das eröffnende "La Faulx" lebt vor allem von sich immer wieder aufbauenden dichten Ton- und Geräuschclustern - vor allem mit Hilfe des Harmoniums erzeugt -, die sich plötzlich zu einer erkennbaren Harmonie, auch mal einem rufenden Fagott auflösen. Weiterhin gehören die ersten Minuten, in denen sich aus dem dicht gedrängten Klangbild plötzlich eine beschwörende Stimme in einer unverständlichen Sprache löst, die schließlich in einem unwiderstehlichen Stampfrhythmus grunzt, wirklich zum spannendsten und aufwühlendsten, das ich kenne: Death ohne Metal. "Jack The Ripper" ist insgesamt etwas bewegter und kontrastiert geschickt recht statische Viertel- und Achtelrhythmen mit synkopisierten Figuren, um so Spannung aufzubauen, während sich "Vous Le Saurez En Temps Voulu" mittendrin in einen bizarren Trauermarsch verwandelt. Düster, schräg, hypnotisch, seltsam, cool.

Eine klasse Platte für alle, die sich mit schrägem, wüstem, düsterem Kammerprog anfreunden könnten.

Autor: Udo Gerhards, München.


Debüt-Lp vom 1977 "Univers Zero" in erster (EF 1313 und Atem 7001 Y) und zweiter (Cryonic) Auflage und zum Schluss die spätere, signierte Neuauflage von Cuneiform Records schon unter dem bekannten Titel "1313".