Zu Beginn, meinte Daniel DENIS in einem späteren Interview, war die Arbeit in der Band noch sehr kollektiv. Einer brachte eine Komposition mit und alle arbeiteten daran, bis das Stück für die Band ausreichend war. So kam es, dass die Strukturen einiger Stücke sehr fragmentarisch und zu chaotisch waren. Doch im Laufe der Zeit wurden die Stücke, die die einzelnen Komponisten und allen voran Daniel einbrachten, immer perfekter und "fertiger", so dass die Band die Songs nur noch einstudieren und spielen musste.


"Uzed"-Lineup 1984. Von links: Christian Genet, Daniel Denis, Dirk Descheemaeker, Andre Mergen (Art Zoyd), Jean-Luc Plouvier.

 Im Laufe der Zeit wurde aus der Band um DENIS (die personell stets wechselte) eine Perfektionsmaschine, die ihre abstrakten Stücke immer energischer zu spielen wusste. 1980 verließ Gitarrist Roger TRIGAUX die Band und gründete sein eigenes Projekt PRESENT. Daniel trommelte auch bei PRESENT die beiden ersten Platten ein, TRIGAUX lud ihn dazu ein. Hier konnte sich Daniel ganz auf das Schlagzeugspiel konzentrieren, Roger ließ ihm dabei freie Hand. Er war nicht in Feindschaft geschieden, sondern, wie Daniel 1971 von MAGMA, um Musik mit eigenem Ausdruck zu entwerfen. Die gitarrenlastige Band PRESENT wurde zu einer Bereicherung, die mit deutlich unterschiedlichem Klang das düstere Feld herb-wilder Musik erläuterte.

1977 erschien die erste Platte von UNIVERS ZÉRO. "1313" wurde zum ersten Kapitel in einer neuen Rockmusik. Bassoon, Violine, Bass, Gitarre und Schlagzeug bestimmten in bis zu 15 Minuten langen Stücken einen neuen, aggressiven Ausdruck von Gothic, Neuer Klassik und düsterer, aber sensibler Klangsprache des Rock. Dramatische Töne schlug die Band an. "1313" war trotz des mechanischen, frappierenden Schlagzeugspiels und der expressiven Bassoon/ Violine/Gitarre keine experimentelle Avantgarde. Die sehr komponierten Stücke ließen weit ausholenden Soli/Improvisationen keinen Raum. Wie in der klassischen Musik waren die rein instrumentalen Stücke bis in die Haarwurzel notentechnisch festgelegt.

"Heresie", das zweite Album von 1979 war mit gerade 3 Songs voll abgründiger Düsternis und dramatischer Strenge kammermusikalisch angelegt. Die von klassischer Musik inspirierten Kompositionen sind schwerlich einem Zweig der Rockmusik zuzueignen, bis heute wird UNIVERS ZÉRO nicht nur der R.I.O. Szene zugeeignet, sondern mit einem eigenen Stil versehen: New Chamber Rock. Die verhallte Stimme von Guy SEGERS lässt das Blut in den Adern gefrieren, während Geige, Gitarre, Bassoon, Bass und Schlagzeug ein finsteres Gebräu aus schweren mollastigen Kompositionen, folkloristischen Schnipseln und dramatisch-wagnerianischer Interpretation entwerfen. Hier war eine musikalische Elite am Werk, die technisch zu solch aufwendigem Vorhaben geeignet war. Ausgedehnte Instrumentalpassagen verflochten in schier chaotisch anmutenden Melodiesträngen, die in große Harmonie gipfelten. Diese energischen Stücke sind atemberaubend!


UNIVERS ZÉRO '1984. Von links: Daniel Denis, Dirk Descheemaeker, Jean-Luc Plouvier, Andre Mergen (Art Zoyd), Christian Genet. Siegniertes Bild zu der Session "Heresie". Foto: Cuneiform Records.

Später meinte Daniel DENIS, dass die Band gerade bei "Ceux du Dehors", sehr konzentriert arbeitete. Es war nicht mehr möglich, diese Arbeit lange fortzusetzen, weil der Geist, der dieser Musik innewohnte, immer schwerer zu erreichen war. Die Band setzte ungemein viel Energie in die Projekte, die nicht in dem Umfang wieder hineinkam. Das dritte Album, 1981 erschienen, hatte weniger Düsternis als das darin unübertreffliche "Heresie", aber deutlich mehr Struktur. Die technisch gewachsenen Stücke waren schwer komplexe, höchst aufwendige und durchstrukturierte Kompositionen. Klassische Einflüsse hatten zugenommen, dramatische Wendungen und Steigerungen innerhalb der Kompositionen machten UNIVERS ZÉRO, jetzt ohne Roger TRIGAUX, fast zum klassischen Kammerensemble.

Dennoch schien die Band deutlicher in der Rockszene zu Hause. Stück Nr. 3: "Bonjour Chez Vous" ist eine Groteske mit hintergründigem Charakter, erstaunlich ernst und fabulierend zugleich. Mit "La Musique D´Erich Zann" ist eine kollektive Gruppenimprovisation dabei, die fast strukturfrei eine gewaltige Klangmasse erzeugt. "Ceux du Dehors" war abstrakter und "wirklicher" als die beiden Vorgänger, gewachsen mit den Komponisten der Band. Und doch schien ein Wendepunkt erreicht, der nicht umkehrbar war. Die Band brach nach der Platte einige Male auseinander. Trotzdem fanden sie, weil es keine Alternativen gab, immer wieder zusammen. "It was an eternal rebeginning" meint DENIS.


"Crawling Wind" die Rückseite MLP '83  und die Neuauflage auf CD '01, "Uzed" LP '84.