Das 1984 folgende Meisterstück "Uzed" war trotz aller personeller Querelen kein
Ausdruck irritierter Wechselhaftigkeit. Mit gesteigertem Rocksound fand die Band
zu abstrakten Kompositionen. Das Schlagzeug "arbeitete" mehr. Rhythmische
Figuren gaben den irrwitzigen Songs deutlicher als zuvor den Rahmen vor. Die
avantgardistische Klassik, gepaart mit Rock und Jazz, verflocht flüssiger denn
je zu hinreißenden Stücken. Solche Musik war nur in Europa möglich, ohne den
gewaltigen klassischen Background wäre niemand auf die Idee gekommen, solche bis
dahin unvereinbar geltenden Strukturen zu verweben, ohne die Musikalität der
Stile zu verlieren.
UNIVERS ZÉRO
'85. Von links: Hanappier, Plouvier, Delory, Descheemaeker, Genet, Denis, Kirk.
Deutlich blieb dies auch auf dem 86er Werk "Heatwave". Die Band bestand nunmehr
aus sieben Musikern, einige von ihnen ein zweites Mal dabei. UNIVERS ZERO war
verändert. Die Stücke wirkten mehr wie Songs, waren elektrischer und zerfahrener.
Zwar war die Ambition der Band unverändert, doch kamen einige Merkmale hinzu,
die bisher so nicht zu hören gewesen waren. Wieder war die Band rockbetonter
geworden. Das wird Derjenige nicht merken, der diese Platten das erste Mal hört.
Doch der gewohnte Hörer merkt nach einigen Takten, das weniges war wie früher.
Das Gleichgewicht hatte sich hin zu elektronischen Effekten verschoben. Diese
Effekte übernahmen nun den Platz der klassischen Einflüsse (!), gaben dem Ausdruck
der Band ein neues Gesicht und verfremdeten schwere Strukturen gleißend. Danach
gab es die Band nicht mehr.
Daniel DENIS machte unter eigenem Namen weiter. Der Geist von UNIVERS
ZÉRO habe
sich von selbst aufgelöst, meinte er. Der Kern der Band sprang auseinander. Der
offenbare Mangel an Zusammenhalt, der noch größere Mangel an Geld waren Gründe.
Später gab es Pläne für eine Reunion, aber daraus wurde nie etwas.
Er spielte zwei Platten ein. "Sirius and the Ghost" ist ein Gothic - Progressive
Album, das weniger verwandt mit UNIVERS ZÉRO ist als das 1993 folgende "Les Eaux
Troubles". Daniel reflektierte die Jahre mit UNIVERS ZÉRO, die Musik selbst.
Dass er nun unter eigenem Namen veröffentlichte, erlaubte ihm, mit anderen
Mitteln zu arbeiten, sich neu zu orientieren. Komponieren am Computer wurde zu
einem ganz neuen Arbeiten. Auf seinem zweiten Album waren in einigen Tracks Guy SEGERS, Dirk DESCHEEMAKER und Andy KIRK zu hören und Pierre VERVLOESEM war als Gitarrist dabei.
UNIVERS ZÉRO '00. Trigaux, Descheemaeker, Denis,
Trigaux, Berckmans.
Nebenher war DENIS in all den Jahren Gast bei den französischen Avantgardisten
ohnegleichen ART ZOYD, für die
er drei Platten eintrommelte.
Und plötzlich erschien nun, am Jahrtausendwechsel eine neue
Platte von UNIVERS ZÉRO . Daniel DENIS, ohne den diese Band nie existiert hätte,
hat einige alte Mitstreiter und Reginald TRIGAUX (Sohn von Roger und heutiges
Mitglied in dessen Band PRESENT) sowie den unbekannten Igor SEMENOFF
zusammengetrommelt, um in elf Stücken zu erläutern, dass der Charakter der Band
keinesfalls von gestern ist. Die elektronischen Effekte der letzten
UNIVERS ZÉRO
- Scheibe sind verschwunden, dagegen ist der klassische Einfluss stärker - aber
auch in der Struktur einfacher - geworden. Folkloristische Elemente und Neue
Musik treffen sich in einem Rockkontext, der fröhlicher, erwachsener und
leichter als je zuvor zu erfahren ist. Leichtigkeit hat sich in das Werk
geschlichen. Zugleich klingen hier viele Ideen wieder durch, die UNIVERS ZÉRO auf ihrem ersten Album hören
ließen.
Autor:
VM, ragazzi-music.
"Heatwave" LP '86, "Unsettled Scores"
Kompilation (1 Stück als Doctor Zero =
Univers Zero + Doctor Nerve) CD '95, "The Hard Quest" CD '99
und der aktuelle "Rhytmix" CD'02.
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