"KÖHNTARKÖSZ" - 1974
Wer diese Gruppe hören möchte,
muss aufgeschlossen sein und viel Geduld haben. Dies gilt in
besonderem Maße für "Köhntarkösz"; hier zelebrieren Christian
VANDER und Konsorten den gradweisen Aufbau von Spannung und
Intensität besonders ausführlich. Über Minuten wird die
gleiche Figur wiederholt und wiederholt, gleichsam wie bei
einer rituellen Messe eines Kults ins Hirn des Hörers
gehämmert, und immer wieder kommt ein kleines Element dazu.
Londres, England, BBC '74. Von
links; Gerard Bikialo, unbekannt (hinten), Jannick Top,
Claude Olmos, Klaus Blasquiz, Christian Vander und
Michel Grailler. Fot. Best Nr.70. Konzertanzeige von Melody
Maker: Köhntarkösz Tour'74
In der ersten Hälfte des
Titelstücks legte BLASQUIZ eine Leistung vor, die mir eine
Gänsehaut nach der anderen beschert. Hier merke ich erst, wie
sehr ich seine Stimme bei den späteren OFFERING-Platten vermisse, wie er im Wechsel mit VANDER die
Vokals zelebriert, ist einfach unvergleichlich.
Cover der Platte in "limited
Edition"- russische Pressung, Brian Godding und Klaus
Blasquiz im Manor Mobile-Studio, bei den Aufnahmen zu
"Köhntarkösz" 1974.
Der behutsame Aufbau von
Intensität, Zurücknehmen derselben, Wiederaufbau, das alles
mit Bass, Schlagzeug, E-Piano, Gitarre und kobaïanischem
Gesang, nimmt gefangen, die verstörende Seltsamkeit dieser
Musik, die beharrliche Langsamkeit, das rituelle Zelebrieren
kleinster Einheiten fasziniert. Und schließlich wird die
Geduld des Zuhörers im zweiten Teil von durch eine abrupte
Tempo- und Lautstärkesteigerung hin zu einem ausgedehnten
kratzig-ekstatischen Gitarren- bzw. auf der Live-Versionen
Violinen-Solo pumpender Rhythmus-Gruppe belohnt.
Von den beiden kürzeren Stücken ist "Ork Alarm"
bemerkenswert: durch sein Streicherarrangement drängt sich die
Assoziation "Eleanor Rigby auf einem bösen LSD-Trip" auf...
Insgesamt stellt diese Platte, die im Vergleich zu
"Mekanïk Destruktïw Kommandöh" weniger
aufwendig orchestriert und weniger gesangslastig produziert
ist, zweifellos ein Meilenstein der europäischen
Rockavantgarde dar.
Autor: Udo Gerhards, München.
"Köhntarkösz" Lp'74, "Magma Live"
2Lp'75, "Mekanik Zeuhl Würtz"
Bootleg Reims 3CD'76
und eine andere, inoffizielle Auflage des Konzerts Reims
"Theusz Hamtaahk" CD'76. |